Es ist ja nicht zuletzt die gar seltsame Kreuzabnahme Jesu zur angeblich römischen Zeit, welche es heutigen Bibelhistorikern schier unmöglich macht, den in den vier neutestamentlichen Evangelien beschriebenen Jesus von Nazareth zu erkennen. War es doch, wie aus diversen Berichten römischer Quellen hervorgeht, völlig ausgeschlossen, einen per Kreuzestod Hingerichteten von diesem schrecklichen Marterpfahl abzunehmen, um den Angehörigen zumindest eine würdige Bestattung des Opfers zu ermöglichen. Sogar Wachen hätten die römischen Legionen an solcherart Hinrichtungsstätten postiert, um genau diese letzte Gnade gegenüber den Hinterbliebenen zu verhindern.
Ganz im Gegensatz dazu, wie sowohl der jüdische Talmud, als auch diverse Schriften aus Qumran berichten, war gemäß jüdischer Gerichtsbarkeit die Abnahme Gerichteter „vom Holze” vor der Tageswende (Mitternacht) sogar zwingend vorgeschrieben. Wie schon in meiner vorhergehenden Arbeit „Die Söhne Davids – Betrug mit der Geschichte?“, erschienen in drei Teilen in Magazin 2000plus Nr. 179, 182 und 184 ausführlicher angesprochen, „verlegt” allerdings der jüdische Talmud die Kreuzigung Jesu in die Zeit des Pharao Echnaton (Mose). Dabei beruft sich der Talmud auf das alttestamentliche Deuteronomium, wo es heißt: „Am Vorabend des Passahfestes henkte man Jesus den Nazaröer... weil er Zauberei getrieben und Jisrael verführt und abtrünnig gemacht hat. Er war ja ein Verführer, und der Allbarmherzige sagt: ,Du sollst seiner nicht schonen und seine Schuld nicht verheimlichen’.”
Dieses vorstehende Zitat aus dem alttestamentlichen Deuteronomium (13,9), wird ergänzt durch die Talmud- Verse, San. 43 a und San. 106 b, wobei es bei letzterem heißt: „Anscheinend wurde der König (Jesus) gekreuzigt … Sie hängten ihn am Vorabend des Passahfestes.” Zusammen mit der eingangs angesprochenen Unmöglichkeit, die Kreuzabnahme Jesu zu römischer Zeit unter Pontius Pilatus zu erwirken, weisen diese Bibel- und Talmudzitate neben weiteren Indizien, ohne „vernünftigen Zweifel” in die Epoche des 14. Jahrhunderts vor dem Beginn unserer Zeitrechnung. Aber selbst nach jüdischem Ritus war offenbar die Herausgabe des Leichnams eines Gehenkten nicht an Jeden möglich. Dazu Keith Laidler: Es konnte nicht jeder den Leichnam eines Hingerichteten bekommen. Nach jüdischer Tradition war nur der engste und älteste männliche Verwandte dazu berechtigt. Da Jesus Vater Joseph allen Berichten zufolge tot war und Jesus keine älteren Brüder hatte, wäre diese Pflicht wohl dem nächsten männlichen Verwandten zugefallen.
Das wäre logischerweise einer der Brüder von Jesus Vater Joseph oder seiner Mutter Maria gewesen. Demzufolge wäre die Person, die um Jesu Leiche bat, Jesus Onkel gewesen, und das würde bedeuten, daß Joseph von Arimathea mütterlicher oder väterlicherseits der Onkel von Jesus gewesen ist.
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Den vollständigen Artikel finden Sie in der Ausgabe Magazin 2000plus - Ausgabe 310