Kriegstrommeln auf breiter Front

11 Januar, 2012

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Kriegstrommeln auf breiter Front

Wer den Frieden liebt, sollte jetzt mit Rußland reden

Artikel von Gregorij Jacovlev

Wie sich die Welt in wenigen Tagen verändern kann – und an wie vielen Schauplätzen gleichzeitig: In Rußlands syrischer Marinebasis Tartus wird im kommenden Jahr der russische Flugzeugträger Admiral Kusnetzow mit drei Begleitschiffen stationiert. Rußland beharrt darauf, daß diese Stationierung seit einem Jahr geplant sei. Bei uns kann niemand das Gegenteil beweisen, Besuche dieses Verbandes in Genua, Beirut und Zypern stehen an.

Die Anmeldedaten sind nicht kurzfristig zu überprüfen. Doch sagt der ehemalige russische Marinechef, Admiral Krawtschenko, der Verband sei dazu da, „den Ausbruch eines bewaffneten Konflikts zu verhindern.“ Im Zweifel mag die Wirkung jedoch eine ganz andere sein…

Rußland will demonstrieren, daß es sich vom früheren Sowjet-Alliierten USA nicht einfach „umdrehen“ läßt. Und wenn der sterbende Riese Amerika, der bewiesen hat, daß ihm kein Mittel zu dreckig und keine Aggression zu brutal oder zu dreist ist, seine Ziele mit Gewalt zu erreichen sucht – könnte sehr schnell ein bewaffneter Konflikt mit Rußland entstehen.

Die USA stehen bereits mit ihrem Trägerverband George H.W. Bush vor der syrischen Küste und träumen von einer Flugverbotszone. Aber anders als der US-Träger kann der russische Kollege auch ohne Rückgriff auf den Begleitschutz schwere Raketen zur Zerstörung anderer Schiffe verschießen. Interessant auch: Indien hat offenbar ein paar soeben beschaffte, brandneue Flugzeuge vom Typ Mig-29K für diese Mission an Rußland ausgeliehen.

Rußlands Noch-Präsident Medwedew hat die jüngsten Entwicklungen am 23. November zum Anlaß genommen, um eine Art „Doppelbeschluß“ zu verkünden: Eine dringliche, ernsthafte Gesprächsofferte mit substanziellen Angeboten anläßlich der von Rußland als Bedrohung empfundenen europäischen Raketenabwehr. Dieses Abwehrprogramm klingt nach Verteidigung. In Wahrheit und tatsächlich sind sich jedoch alle Beobachter einig, daß dieses System Rußland in seiner Zweitschlagsfähigkeit schwächen – und das kann sich Rußland nicht leisten, weil es seine gesamte Superrüstung so weit her- untergefahren hat, daß es zu einem aussichtsreichen Erstschlag nicht mehr in der Lage ist.

311-29Tatsächlich wurde 2009, als der Autor in Moskau mit Insidern sprach, klar, daß Rußland darüber nachdenken muß, seine minimierte, einsatzfähige Interkontinentalwaffe auf westliche Massenzentren (das heißt: Großstädte) zu richten, weil an eine erfolgreiche Ausschaltung der entsprechenden NATO-Kräfte nicht mehr zu denken ist.

Über den Wahnsinn, den die US-gesteuerte NATO hier durch sinnlos-aggressive Politik anrichtet, soll hier nicht debattiert werden, weil dieses erschreckende Niveau auch an zahlreichen anderen Schauplätzen bis hin zum Finanz- und Währungs- sowie Wirtschaftsverhalten ständig erreicht wird.

311-29-2Fünf äußerst wichtige Punkte hat Medwedew vor einer Woche verkündet, ohne daß davon hierzulande wesentlich Notiz genommen worden wäre:

Als erstes ordne ich an, daß das Verteidigungsministerium umgehend das Radarsystem bei Kaliningrad zur frühen Warnung vor Raketenangriffen in Kampfbereitschaft versetzt.

Zweitens wird als vorrangige Maßnahme der Schutz für Rußlands strategische Nuklearwaffen verstärkt unter dem Programm zur Entwicklung unserer Luft- und Weltraumverteidigung.

311-29-3Drittens werden die neuen ballistischen Raketen, die von den strategischen Raketenstreitkräften und der Marine in Auftrag gegeben worden sind, mit fortgeschrittenen Systemen zur Durchdringung der Raketenabwehr sowie mit neuen hocheffektiven Sprengköpfen ausgestattet werden.

Viertens habe ich die Streitkräfte angewiesen, Maßnahmen zusammenzustellen, mit denen, wenn nötig, das Datenmaterial und die Leitsysteme von Raketenabwehrsystemen unbrauchbar gemacht werden können. Diese Maßnahmen werden angemessen, kostengünstig und effektiv sein.

Fünftens wird die russische Föderation für den Fall, daß sich die oben aufgeführten Maßnahmen als nicht ausreichend erweisen sollten, moderne Angriffswaffen im Westen und Süden des Landes stationieren, die unsere Fähigkeit garantieren, jeden Teilbereich des US-Raketenabwehrsystems in Europa außer Gefecht zu setzen.

Ein Schritt in diesem Prozeß wird die Stationierung von Iskander-Raketen in der Gegend von Kaliningrad sein.

 

Den vollständigen Artikel finden Sie in der Ausgabe Wirtschaft Macht Geschichte Heft 3/311

 

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