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Vier-Päpste-Messfeier

29 April, 2014

Eine Vier-Päpste-Meßfeier ist für die katholische Kirche außergewöhnlich. Ein amtierender, ein emeritierender und zwei sanktifizierte Päpste... Johannes 23. und Johannes Paul 2. werden heilig gesprochen, Franziskus 1. leitet die Zeremonie und Benedikt 16. leidet während der Zeremonie. Der Unterschied zwischen einem Heiligen und einem Märtyrer besteht darin, daß letzterer für Kirche und Glauben gelitten hat und gestorben ist. Viele namenlose Märtyrer wurden nicht heilig gesprochen, und genügend Heilige waren keine Märtyrer. Die Heiligsprechung eines Papstes ist ein reines Politikum, eine nachträgliche Bestätigung, daß der Richtige zum Oberhaupt der Kirche gewählt worden ist. Diese Heiligsprechung ist so selbstverständlich wie das Am-Bund-verdient-Kreuz für einen unserer Volldemokraten.

Einen kleinen Unterschied gibt es jedoch: der zukünftige Heilige benötigt zwei bestätigte Wunder, die er verursacht haben soll. Wobei die Ansprüche an diese Wunder viel geringer sind als jene, die in der Bibel beschrieben werden. Der zukünftige Heilige braucht kein Meer zu teilen, muß nicht über Wasser wandeln, Berge versetzen oder eine sonstige filmreife Vorstellung geben. Die Wunder sind in aller Regel Heilungen. "Ich habe zu einem Bild von Johannes Paul 2. gebetet und bin von meinem Gehirntumor befreit worden" - das ist das entscheidende Wunder in Kurzform. "Dein Glaube hat Dir geholfen" - steht in der Bibel.

Oh, ich gönne den Genesenen ihr Wunder. Ich gönne den Polen ihren künftigen Nationalheiligen Wojtyla und den Italienern ihren Roncalli. Ich gönne den Millionen auf dem Petersplatz ihre Zeremonie und den Milliarden an den Fernsehschirmen das Spektakel. Ich hingegen warte auf ein wirkliches Wunder, auf ein Wunder, das diese Welt bitter nötig hat: das Wunder eines freien Deutschlands, ein Land, das wieder deutsch ist. Dem dafür verantwortlichen Heiligen würde sogar ich eine Kerze auf den Altar stellen - und nicht nur eine.

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